Die Valar schienen den Gefährten gewogen. Das wunderschöne Sommerwetter an diesem Nachmittag des letzten Tag des Juli des Jahres 3011 DZ, ließ die Freunde beinahe vergessen, warum sie Bree so schnell verlassen hatten, und wohin sie ihre Pferde trugen. Zu ihnen gesellten sich zwei alte Kampfgefährten, die ihnen bereits seit Tagen gefolgt waren und sie nun endlich einholten: der Khazad Dwalin und der junge gondorianische Kämpfer Tarthalion. Dabei waren auf dem Drei- Tages- Ritt auch Broca, Menelcar, Galadhil, Sibroc und Ogtaba.
Nach zwei Tagen kam Fornost Erain an den Südausläufern der nördlichen Höhen in Sicht, wolkenverhangen, düster, bedrohlich. Es begann zu regnen, die Temperaturen fielen auf unter 10° Grad. Feuer ließen sich nur noch schwer entzünden und wärmten kaum.
Die Gruppe umging die alte Hauptstadt Arthedains westlich durch die düsteren Wälder. Angst machte sich breit, drohte die Freunde zu übermannen, bis sie endlich den geheimen Eingang, den königlichen Fluchttunnel, entdeckten, der überraschenderweise von einem Knochenmann bewacht wurde. Die Angst ließ einige erstarren, während die anderen in kurzem raschen Kampf den Wächter besiegten.
Die Freunde durchwanderten rasch den Tunnel und gelangten in den ehemaligen Weinkeller der Zitadelle.Der Weg zur Wendeltreppe in die oberen Stockwerke führte sie durch einen Vorratsraum in die Spülküche, wo fünf Ghule auf sie warteten. Nun wurde ihnen endgültig klar, warum die Stadt der Totendeich genannt wurde. Die Angst war nun allgegenwärtig. Nach kurzem heftigen Kampf folgten die Gefährten der Treppe in den ersten Stock zu den Wohn- und Schlafräumen.
Galadhil geriet in den Bann eines Gespensterfürsten, der ihm langsam, gemütlich am kalten Feuer sitzend, den Lebenswillen nahm.Es dauerte lange bis die Gruppe das Problem erkannte. Dann zog der unheimliche Mann auch Dwalin und Menelcar unter seine Kontrolle. Nachdem Sibroc und Ogtaba den Bann gelöst hatten, wurde der Gespensterfürst besiegt.
Ein weiteres Durchsuchen der Räume brachte nur weiteren Ärger: Gespenster, Geister, Untote. Also lokalisierte Ogtaba Caranguls Buch, ihn selbst und auch Uscha und Braal. Die Bedrohung nimmt zu, die Angst wächst. Carangul ist kein Mensch mehr, ein Knochenfürst bewachte das Buch in der Bibliothek. Ogtaba hatte einen großen Teil seiner Macht verbraucht, die Geisterwelt ängstigte ihn. Nur sein Totemwolf gab ihm Kraft und neuen Mut. Ein Plan musste her.
Gemeinsam mit Sibroc, dessen magische Kräfte noch nicht so erschöpft waren, bannte der Schamane den Knochenfürsten in die Geisterwelt. Dann brach er zusammen. Menelcar nahm ihn auf seine Schultern, während Galadhil das Buch aus der Bibliothek holte.
Eine kopflose Flucht schloss sich an: hinunter in den Keller, durch den Tunnel, dann auf die Pferde Richtung Westen und hinter den Wäldern nach Süden auf den Alten Wald zu. Immer mit der Angst und Ungewissheit im Nacken, Verfolger könnten sich auf ihre Spur geheftet haben.
Völlig erschöpft brachen die Gefährten nach mehrtägiger Flucht auf einer Lichtung im Alten Wald zusammen. „Endlich geschafft“, schoss es Broca durch den Kopf,“die Heimat ist so nahe“. Erst vierundzwanzig Stunden später erwachten die Gefährten nicht wirklich erholt, aber glücklich noch einmal davon gekommen zu sein.
Sie vernichteten das Buch, das schon so viel Unheil gebracht hatte, in dem Galadhil es mit seinem Familenschwert erstach. Die dunklen Seiten verbrannten. Ogtaba spürte, das Carangul nur in die Geisterwelt gebannt wurde, zwar beinahe völlig seiner Kräfte beraubt, aber nicht tot.
Doch was sollte nun geschehen? Könnte die Zerstörung des Steines im Eryn Vorn Carangul entgültig töten? Oder hatte sich seine Macht schon verselbstständigt?
Doch erst einmal sollte die Gruppe in der Sicherheit des Alten Waldes verweilen, zur Ruhe und alter Stärke zurück finden. Viele Monate sollten vergehen, bevor die Freunde wieder ans Reisen dachten.
MERS Caranguls Schatten Teil 9: Fornost Erain, der Totendeich
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