Nach wochenlangen entbehrungsreichen Abenteuern im Rhow Tawar freuten sich die Gefährten über die Sicherheit und Ruhe in der kleinen befestigten Stadt Bree, ein Marktflecken an der Kreuzung von Großer Oststraße und Grünweg. Einzig Sibroc war noch weiter nach Westen geritten. Der Zauberer wollte seine Eltern besuchen.
Menelcar, Tarthalion, Broca, Wino, Tonda, Laedah und Borgin hatten sich im besten Gasthaus am Ort, „Zum tänzelnden Pony“, einquartiert. Das zweistöckige Haus wurde von Gerstenmann Butterblume geführt. Während die Freunde ein frühes Mittagessen genossen, ließ ihnen Lobelia Kruadil, eine Hobbitfrau die im Gasthaus als Bedienung und Küchenhilfe arbeitete, ein Bad ein.
Zu dieser Stunde war der Schankraum nur schwach besucht. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Gäste, meistens Einheimische, um zu Mittag zu essen. Doch irgendwann fiel Broca, Menelcar und Tarthalion ein Fremder auf. Er war gekleidet wie einer jener Waldläufer, die hier in Bree nicht sonderlich beliebt waren. Aber sein Gesicht kam ihnen bekannt vor. Auch der Fremde schien sie erkannt zu haben. Er nahm seinen Becher und trat lächelnd an den Tisch der Gefährten.
„Menelcar, Broca und Tarthalion! Lange ist es her!“ ließ sich die Stimme des Fremden vernehmen. Nun hatten sie ihn auch erkannt.
„Galadhil ! Welch eine Überraschung“ schoss es aus Menelcar hervor.
„Komm setzt dich“ fügte Broca hinzu, während Tarthalion einen Stuhl heranzog.
„Erzähl, wie ist es dir ergangen“ wollte Menelcar wissen.
„Willst du uns nicht erst vorstellen?“ fragte Borgin den Ritter und musterte den Waldläufer unverhohlen.
„Natürlich. Entschuldige. Freunde das ist Galadhil. Ein Gefährte unserer frühen Jahre“ erwiderte Menelcar. Der Reihe nach stellte er die Gefährten vor. Als der Name der Elbin fiel, stutzte Galadhil einen Augenblick. Dann fiel es ihm wieder ein. Laedah war oft für Elrond, den Herrn von Bruchtal, unterwegs und schon Gast unter seinem Dach gewesen.
„Aber nun erzähle“ warf Tarthalion ein.
„Wo fange ich am besten an“ begann der Waldläufer. „Es muss jetzt drei Jahre her sein, das sich unsere Wege trennten. Nach dem Kampf ums Hohe Haus ging ich den wenigen Informationen nach, die ich über den Verbleib meiner Schwester Elenien erhalten hatte. Ich fand sie schließlich weiter südlich im Dorf eines Clans der Dunländer im Schatten des Nebelgebirges. Die Details ihrer Befreiung erspare ich euch lieber. Ich bin wahrlich nicht stolz darauf. Aber mich trieb einzig der Gedanke an Rache für den Tod meiner Eltern und die Schande, die sie über meine Schwester gebracht hatten.“ Galadhil nahm einen Schluck Wein um dann in größerer Ruhe fortzufahren. „Ich brachte sie nach Bruchtal. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, bevor ich wieder nach Norden zog. Als ich zurück kam, bot mir Elrond an, das Hohe Haus wieder aufzubauen. Seit dem leben mein Onkel, meine Schwester, ihr Mann, ihre zwei Kinder und ich im Hohen Haus. Wir dienen Elrond als Auge und Ohr. Das Hohe Haus ist wieder ein sicherer Ort für Reisende. Und ich nehme immer noch meine Pflichten als Waldläufer wahr.“
Gerstenmann Butterblume hatte seinen Gästen nachgeschenkt. Nachdem Galadhil seinen Becher geleert hatte, forderte er nun die Freunde auf von ihren Abenteuern zu erzählen. Abwechseln erzählten sie von ihren Erlebnissen in den letzten Wochen und Monaten. Als die Rede auf den Wilden König und den Rhow Tawar kam, wurde der Waldläufer hellhörig. Er selbst hatte das schwere Unwetter, das auf das Beben der Erde folgte, erlebt. Nun erfuhr er die Ursache. Er hatte in der Zeit danach verstärkte Aktivität von Orks, Trollen und anderen bösen Kreaturen bemerkt. Doch nichts deutete auf eine größere Gefahr für die letzten Ansiedlungen im Nordwesten hin.
Die Zeit flog dahin. Niemand hatte bemerkt, das die Mittagszeit längst vorbei war. Erst als Lobelia sie auf ihr Bad aufmerksam machte, verabschiedete sich Galadhil.
„Vielleicht sehen wir uns heute Abend, wenn ich meine Einkäufe erledigt habe. Bleibt ihr länger in Bree?“ fragte der Waldläufer.
„Zur Zeit haben wir nicht anderes vor als die Annehmlichkeiten dieses Gasthauses und der Stadt zu genießen.“ erwiderte Menelcar.
„Schön dann sehen wir uns noch. Ich reise erst in zwei Tagen wieder ab.“ Mit diesen Worten ließ Galadhil die ehemaligen Gefährten zurück.
Die Freunde gingen hinauf ins Badezimmer, das von Dampfschwaden durchzogen war. Sie genossen das warme Wasser, die Getränke und das Obst. Mit der Zeit wurden die Gefährten träge und schläfrig. Sie fühlten sich wohl.
Später schlenderten die Freunde durch Bree. Den Schmied Waenhil besuchten sie zuerst. Menelcar suchte nach einem guten Schwert, das er auch fand. Danach gingen sie zu Cobman Grünwald, von dem man sagt, er handele mit allem, was man sich nur vorstellen kann. Während die anderen ihre Ausrüstung ergänzten, sah sich Borgin die Stadt an. Er entdeckte eine alte etwas heruntergekommene Kneipe, „Zur Königs Ruh“, die ein wunderbares Bier ausschenkte. Er verbrachte den Rest des Tages auf einer Bank. Der Khazad genoss die Spätsommersonne und die Aufmerksamkeit, die sie ihm dem Fremden hier entgegen brachten.
Am Abend trafen sich die Gefährten wieder im Tänzelnden Pony.