Die Freunde hatten Guthleib gefunden, in letzter Minute. Er erholte sich nur sehr langsam. Er war bei der Heilkundigen Lyana in guten Händen, die ihn von ganzen Herzen liebte.
Nebenbei hatten die Gefährten auch noch einen Geheimbund, die Edain in Arthedur, auffliegen lassen, deren Anführer Gulthuin und Celgor Schwarzfaust getötet und den Weisen Rat Tharadoc, der mit ihnen paktierte, überführt. Celgor war eher verschwunden als tot. Sie hatten gesehen, wie er sich vor ihren Augen aufgelöst hatte. Den Menschenverführer hatten sie bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen. Tharadoc waren seine Bürgerrechte genommen worden. Er wurde als Verräter verurteilt und wartet nun im Gefängnis auf seine Überführung nach Minas Tirith, die Hauptstadt Gondors, um sich vorm Truchsess zu verantworten. Am Ende würde er sterben. Die anderen Mitglieder der Edain in Arthedur waren einfache Bauern und Handwerker. Sie bereuten ihr Handeln und kehrten zurück auf ihre Höfe und zu ihren Familien.
Das alles lag nun schon ein paar Tage zurück. Auch das wunderschöne Fest zu Ehren ihres Sieges war lange vorbei. Trotzdem würde es noch fast eine Woche dauern bis Dankwart mit der „Flusskrebs“ wieder hier in Bar-en-Tinnen eintraf um sie mit zurück nach Linhir zu nehmen. Sie wollten ja noch Hallatan von seinem Bruder berichten, wenn sie ihn schon nicht mitnehmen konnten, da sein Gesundheitszustand eine längere Reise noch nicht zuließ.
Die Freunde verbrachten ihre Zeit meist im Odem oder in Lyanas Haus um mit Guthleib zu reden, dessen Gedächtnis aber keine große Hilfe war. Er erinnerte sich lediglich daran niedergeschlagen worden zu sein. Dann war er irgendwann in diesem Raum aufgewacht. Nicht für lange allerdings, denn der Rauch hatte ihn müde und schlapp gemacht. Dann nahm er gar nichts mehr wahr, bis er befreit wurde. Es schien zunächst keine Antworten auf ihre Fragen zu geben, bis zu jenem Abend.
Die Gefährten saßen in gemütlicher Runde im Odem und sprachen wieder einmal über Celgor Schwarzfaust, als ein großer hellhaariger Mann die Schankstube betrat. Der Hüne war kräftig, trug einfache Reisekleidung, darüber ein gut gearbeitetes Kettenhemd. Er kam aus dem Norden. Sein gewaltiges Schwert ruhte in einer reich verzierten Scheide auf dem Rücken; am Gürtel trug er eine Leier. Ein Skalde also. Ein reisender Sänger und Krieger vom Oberlauf des Anduin. Ein ungewöhnlicher Anblick so weit im Süden. Er stellte sich dem Wirt als Dunstan vor, und setzte sich an einen der freien Tische. Kurz darauf brachte ihm der Wirt etwas zu Essen. Die Freunde, ins Gespräch vertieft, bemerkten nicht, dass ihnen der Skalde zuhörte. Bis er an ihren Tisch trat.
„Verzeiht die Störung. Mein Name ist Dunstan. Ich glaube ich habe schon einmal von diesem Celgor Schwarzfaust gehört.“ Die Gruppe starrte den Skalden an. Yusuf fand seine Sprache als erster wieder: „Setzt Euch bitte. Trinkt etwas mit uns. Und erzählt bitte.“ Der Hüne nahm Platz, griff nach einem Becher Wein und begann zu erzählen:
„Viel weiß ich nicht über ihn. Er taucht ein paar Mal in alten Liedern und Legenden auf. Aber immer nur am Rande. Er soll ein Druide aus dem alten Arnor sein, der schon früh im Hexenkönig von Angmar seinen Meister gefunden hatte. Eine Rolle spielte er wohl auch im Krieg um Rhudaur, die ihm den Beinamen der Wilde König einbrachte. Er soll unter mysteriösen Umständen im Nebelgebirge ums Leben gekommen sein. Andere Quellen sagen, er konnte seinen Geist in ein Amulett retten, das seit dem als verschollen gilt. Mehr weiß ich leider auch nicht.“
Es war nun schon spät geworden. Die Gefährten gingen zu Bett. Sie verbrachten die Nacht in finsteren Träumen. Am Morgen hatte sich ihre Welt verändert…