„Ich musste eingeschlafen sein“ begann Griselda endlich ihre Geschichte. Die Freunde hatten sie aus den Händen der Trolle befreit und zurück nach Schlucht, in ihre Heimatstadt, gebracht. Den ganzen Weg über hatte sie kein Wort gesprochen. Die Gefährten hatten ihre Wunden versorgt. Doch die Hirtin hatte sich in ihre Gedankenwelt zurückgezogen. Erst hier in der gemütlichen und sicheren Umgebung des Gasthauses „Zur Blauen Forelle“ fing sie an zu erzählen.

„Ein Geräusch hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Das angsterfüllte Blöken der Schafe ließ mich hochfahren. Die Nacht war längst hereingebrochen. Das fahle Licht des Mondes fiel auf eine bizarre Szene. Riesige klobige Gestalten fielen über mein Vieh her. Sie zerrissen die Tiere einfach oder schlugen sie mit ihren Händen tot. Das schien den drei Gestalten ein großes Vergnügen zu sein. Ohne nachzudenken oder weiter zu zögern griff ich nach meinem Stab und lief schreiend auf die Bestien zu. Ich knüppelte auf die Riesen ein. Anfangs schien es sie sogar zu amüsieren. Aber als einer von ihnen nach einem Schlag zwischen die Beine zu Boden ging, wendete sich das Blatt. Schnell hatten mich die drei niedergeschlagen. Ich war mir sicher mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Doch dann nahmen sie mich am Nacken und schleuderten mich in den Käfig.“

Sie unterbrach ihre Erzählung, nahm einen großen Schluck Bier und versicherte sich, dass sie zu Hause und unter Freunde war.
„Dann wurde mir schwarz vor Augen. Ab und an erwachte ich kurz aus meiner Ohnmacht, nahm meine Umgebung war, bevor mich die Schmerzen wieder niederdrückten. Eine bewusste Erinnerung habe ich erst wieder nachdem ihr, meine Freunde, mich befreit und geheilt hattet.“

Nun verstummte sie wieder. Auch die Freunde schwiegen. Bis Sibroc das Wort ergriff.
„Aber das ist noch nicht alles“ sagte der Zauberer. „Ihr müsst vorsichtig sein. Warnt die anderen Dörfer. Die Trolle werden weiter Hobbits fangen und an die Orks verkaufen. Wir konnten zwar eine große Gruppe von ihnen töten. Aber es werden andere kommen. Und vielleicht werden sie dann nicht mehr mit wenigen von euch zufrieden sein. Vielleicht überfallen sie eure Dörfer. Ihr müsst vorbereitet sein. Wir werden noch in dieser Nacht weiter nach Bree reiten und mit dem Hauptmann der Wache reden. Hoffentlich erreichen wir auch die Waldläufer. Dann sollten wir eine Lösung des Problems finden.“

Sibroc gab den anderen ein Zeichen. Die Freunde brachen auf. Griselda hielt Broca am Ärmel zurück.
„Warum seit ihr so sicher, das sie zurückkehren?“
„Sie brauchen euch“ antwortete Broca „um eine alte Silbermine der Kleinzwerge in den Wetterbergen auszubeuten.“
Als der Tuk die Angst in den Augen der Hirtin sah, fügte er hinzu: „Aber die alte Meb wird auf euch achten. Sie lebt in den Mooren. Ohne sie, hätten wir dich nicht so schnell gefunden. Sprich mit deinem Bruder über sie. Er hat sie gesehen. Lebe wohl und achte auf dich.“

Dann verließen die Freunde das Gasthaus um ihre Pferde aus dem Stall zu holen. Während sie ihre Reittiere sattelten kam der Wirt noch einmal zu ihnen.
„Das solltest du nicht vergessen Broca.“ Er hielt dem Hobbit „Das Heiligtum der Köche“ entgegen. „Danke!“

Minuten später verließen die Gefährten Schlucht und hielten auf die große Oststraße zu. Kurz nach Sonnenaufgang erreichten sie Bree. Schon bald hatten sie einen Boten gefunden, der bereit war, eine Nachricht zu ihrem Freund Galadhil, dem Waldläufer, ins Hohe Haus zu bringen.

Nachdenklich blickte Broca nach Nordosten. Die Orks saßen nun also in den Wetterbergen. Wie viele waren es wirklich? Hatten sie noch andere Teile der alten Festungsanlagen besetzt? Planten sie den Sturm auf das Breeland und seine Bewohner?