Die Gefährten hatten den Wilden König besiegt. Sie waren dem Rhow Tawar entkommen und nun auf dem Weg zur Großen Oststraße, die sie mehrere Meilen westlich hinter Bruchtal erreichten.

Schon seit Tagen herrschte Uneinigkeit über den weiteren Weg unter den Freunden. Yusuf drängte auf eine sofortige Rückkehr in den Süden nach Pelargir oder Dol Amroth. Er vermisste das Meer, die Planken eines Schiffes, eine steife Brise, die ihm durch das Haar strich. Auch andere sprachen sich für den Süden und damit für die Zivilisation, für große Städte und zahlreiche Dörfer aus. Gondor war eine große Verlockung nach der Einsamkeit und der Kälte und dem Tod hier oben im Norden.
Aber Sibroc wollte ins Breeland, die letzte große menschliche Ansiedlung in Eriador. Denn er war geboren und aufgewachsen in diesem rauen Land, das er liebte. Auch trieb ihn ein ungutes Gefühl nach Bree. Aber das behielt er für sich. Fürsprecher fand er in Menelcar und auch Broca, der sich freute einmal wieder unter Hobbits zu kommen.

So trennten sich die Freunde- schweren Herzens,aber jeder seinen Weg vor Augen- als der Fluss Lautwasser die Große Oststraße kreuzte. Yusuf, Kalidor, Darl, Nila, Rubin und Peregril folgten dem Fluss nach Süden, während Sibroc, Menelcar, Broca, Wino, Borgin, Tonda, Laedah und Tarthalion auf der Straße weiter nach Westen reisten. Vielleicht würden sich die Gefährten eines Tages wiedersehen. Doch es standen dunkle unsichere Zeiten bevor. Und das Unheil war näher als die Freunde zu diesem Zeitpunkt ahnen konnten.

Die Große Oststraße führte die Gefährten durch die Trollhöhen, über die Letzte Brücke vorbei an der Wetterspitze hinein in die waldigen Hügel des Breelandes, das auf eine dunländische Besiedlung im Zweiten Zeitalter zurückging. Vielleicht tausend Breeländer und Hobbits lebten hier friedlich miteinander und betrieben Land- und Forstwirtschaft, Schafzucht und Tabakanbau.
Die größte Ansiedlung der Gegend war Bree, ein befestigter Marktflecken an den südöstlichen Hängen des Breeberges. Bree war in den alten Zeiten ein wichtiger Handelsplatz am Kreuzweg von Großer Oststraße und Nordstraße, die man heute den Grünweg nannte. Und noch immer war der Ort ein Umschlagplatz für Informationen, Klatsch, Tratsch und Gerüchte.

Die Gefährten erreichten Bree am späten Vormittag des 5.Wedmath (5.August) des Jahres 3016 DZ. Als sie das östliche Tor durchquerten, kam die Erinnerung zurück. Vor etwa vier Jahren waren sie schon einmal hier gewesen. Sie hatten Station im Tänzelnden Pony gemacht auf ihrer Jagd nach dem Hexer Carangul, der sich in der alten Königsstadt Fornost Erain versteckt hielt. Die Freunde hatten sich keinen Tag in Bree aufgehalten, waren noch in der Nacht überhastet aufgebrochen.
Nun wollten sie sich ein bisschen Ruhe gönnen, ein paar Tage, vielleicht sogar ein paar Wochen. Die letzten Monate hatten sie weit durch Land und Zeit geführt. Die Gefährten waren erschöpft. Das ruhige beschauliche Breeland schien der ideale Ort zur Erholung zu sein.

Aber es waren unsichere Zeiten. Und das sollten auch die Menschen und Hobbits in Bree schon bald zu spüren bekommen…