Sibroc hatte in der Zwillingsschwester Fanaruels, Fanariel, eine Meisterin gefunden, die ihn lehrte seine geistigen Kräfte zu erkennen und auch zu nutzen. Er begann die Magie besser zu verstehen, die Caranguls Hexen gegen die Gruppe einsetzten. Er erkannte auch, das es keine vom Bösen korrumpierte Magie war. Sibroc studierte unter Fanariels Führung das Zauberbuch, das er den Hexen abgenommen hatte.
Während dieser Zeit verbrachte Menelcar Tage mit seiner Familie und seinem Lehrmeister. Tarthalion griff gelegentlich der Stadtwache unter die Armee, um seinen Schwertarm nicht einrosten zu lassen. Jussuf zog durch die Kneipen der Stadt von einem Spieltisch zum anderen. Broca genoss das ruhige zivilisierte Leben, vor allem die ungestörten fünf Mahlzeiten am Tag. Elduho verbrachte viel Zeit mit seinen beiden ehemaligen Schülerinnen. Und Cyrius ließ sich von Elduho tiefer in die Geheimnisse der Magie einführen.
Fanaruel hatte ihr gemeinsames Haus mit ihrem Anteil der Belohnung in ein Haus der Heilung verwandelt. Zehn Betten und drei Einzelzimmer standen der Heilerin nun im Erdgeschoss zur Verfügung. Im ersten Stock lagen die Privaträume der Schwestern und die Studierzimmer der Magierin.
Eines Tages rannte die Heilerin völlig aufgelöst zu ihren Freunden in die Krakenwacht. „Ihr müsst schnell kommen. Fanariel ist ohne Bewusstsein. Und ich kann nicht erkennen warum.“ Rasch folgten Sibroc, Cyrius und Broca der Heilerin.
In einem der neuen Zimmer im Erdgeschoss lag sie totenbleich auf dem Bett. Ihr Herz schlug nur noch schwach. Sie hatte Blut gespuckt, am Morgen als ihre Schwester sie fand. Fanaruel hatte keine Erklärung für ihren Zustand.
Die Freunde gingen hinauf in die Studierzimmer ihrer Mentorin. Mit Brocas Hilfe durchsuchten sie die Räume gründlich. Sie förderten einige Merkwürdigkeiten zu Tage, die ihnen zeigten, das sie ihre Meisterin wohl doch noch nicht so gut kannten. Neben zwei alten abgegriffenen Lederfolianten, die offensichtlich die Beschreibung zweier unbekannter Städte enthielten, fanden sie einen Beutel mit getrockneten Knospen, einen Beutel mit weißem Sand, dreißig Silbermünzen unbekannter Prägung und eine flüchtige Notiz, die auf die Spelunke „Zum Blinden Passagier“ in der Torstadt nach Einbruch der Dunkelheit hinwiess.
Mit Fanaruels Hilfe konnten sie die Knospen als harmloses Rauschmittel identifizieren, die allerdings mit unbekannten schwarzen Samen versetzt waren. Auch die Knospen sind nicht aus der Gegend, sondern eher importiert. Die Heilerin behandelte ihre Schwester jetzt gegen eine Überdosierung des Mittels. Ihr Zustand stabilisierte sich tatsächlich.
Gegen Abend machten sich die Freunde auf den Weg in die Torstadt. Im Blinden Passagier schien sich tatsächlich das merkwürdigste Gesindel zu treffen. Nachdem Sibroc den Wirt gut bezahlt hatte, bekamen sie einen eigenen Tisch. Nun warteten sie. Brocas geübte Augen erkannten schnell die vielen Geschäfte, die hier nebenbei getätigt wurden. Doch dann kam einer, den sie kannten, der eigentlich im Gefängnis sitzen sollte. Der Attentäter, der Tiranir zu töten versucht hatte. Der Wirt gab ihnen zu verstehen, das er der Händler sei, der Fanariel regelmäßig hier getroffen hatte. Auch die Gefährten wurden erkannte. Als der Mann auf dem Absatz kehrt machte, sprach Sibroc schnell ein paar Worte. Der Flüchtige verlor das Gleichgewicht und brach auf der Stelle zusammen. Schnell waren die drei bei ihm, zogen ihn hoch und machten sich auf den Weg zur Tür. Draußen angekommen, versuchten sie den Schlafenden zu wecken…

…“Was machst du hier?“, fuhr Sibroc den Erwachten an. „Du solltest im Gefängnis sein.“ „Nun, in Dol Amroth widerfährt den Unschuldigen wenigstens noch Gerechtigkeit“, erwiderte der Angesprochene lakonisch und bemerkte jetzt auch das Messer, das Broca ihm in den Rücken hielt. „Wir wollen ein paar Informationen von dir“, setzte Sibroc das Gespräch fort. „Ihr habt wohl Angst“, amüsierte sich der Gefangene. „Nehmt das Messer weg“, forderte er streng und selbstsicher. Ein Blick zwischen Sibroc und Broca, und der Hobbit ließ das Messer sinken. „Nun können wir miteinander reden. Was wollt ihr?“
Die Freunde erfuhren, das Fanariel seit einem halben Jahr regelmäßig kam, um die Knospen zu kaufen. Das Kraut sei eigentlich harmlos. Wer es mit den schwarzen Samen angereichert habe, wußte der Händler natürlich nicht. Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen.
Am nächsten Morgen gingen die Gefährten zur Magierin, die mittlerweile wieder bei Bewusstsein war. Sie erzählte ihnen von ihren Versuchen mehr über die Welt der Träume und ihre Vergangenheit zu erfahren. Das erste Mal kam sie mit der Möglichkeit des Traumreisens während ihrer Ausbildung in Berührung. Als sie von der Gefährlichkeit der Knospen erfuhr, war sie erschüttert. Sie erzählte ihren Freunden noch von einem zweiten Mann, bei dem sie regelmäßig kaufte. Ein Hüne, der etwas langsam in seinem Handeln und reden sei.
Sibroc und Broca beschlossen abends noch einmal in den Blinden Passagier zu gehen. Cyrius wollte sich mit der Stadtwache unterhalten.
Der Hauptmann der Wache konnte Cyrius wenig sagen. „Der Händler Joraal, so sein Name, wurde wegen Mangel an Beweisen frei gelassen. Der Fall gilt weiterhin als ungeklärt. Sollten sich neue Hinweise ergeben, werden wir weiter nach dem Attentäter suchen.“ Mehr erfuhr der Magier nicht.
Sibroc und Broca hatten mehr Glück. Der beschriebene Mann war tatsächlich in der Kneipe und verkaufte die kleinen Beutel mit den Knospen. Einer seiner Kunde war an diesem Tag der 13 jährige Sohn von Tiranir, der eine große Menge kaufte, offensichtlich um damit selbst Geld zu verdienen. Später in der Nacht zog sich Balthrod, so nannte man den Mann, auf den Dachboden der Spelunke zurück. Broca schlich ihm nach. Der Wirt hatte den Dachboden mit vierzehn Betten in einen Schlafsaal ausgebaut. Auf einem der Strohsäcke lag Balthrod und schlief tief und fest. Das wenige Licht, das durch das Giebelfenster herein fiel, reichte dem Hobbit um sich zu orientieren. Die Kiste am Kopfende war nur mit einem Vorhängeschloss zugehängt, den Valar sei Dank nicht abgeschlossen. Mit geschickten Fingern öffnete Broca die Truhe. Er entdeckte ein Stück Pergament und einige der Beutelchen. Das Papier nahm er an sich, verschloss die Kiste und schlich hinunter in den Flur, wo ihn Sibroc erwartete.
In der Krakenwacht angekommen warfen sie gemeinsam einen Blick auf das Pergament. Es schien eine Karte der Umgebung von Dol Amroth zu sein. Zwei Orte waren markiert. Der eine war Haus Ranoran, der andere der Hügel der Schatten. Die Drei beschlossen am nächsten Tag einen kleinen Ausflug zu machen.
Im Morgengrauen verließen die Freunde die Stadt. Ihr Wirt hatte ihnen Pferde besorgt. Nach guten drei Stunden kam der auf der Karte eingezeichnete Ort in Sicht. Ein Turm ragte aus dem Wald hervor, der zwischen zwei großen Hügeln in einem Tal lag. Schatten und Nebel lagen über dem Turm und erschwerten die Sicht. Die Gefährten banden die Pferde etwas Abseits an. Sie begannen mit der Erkundung. Einem felsigen Hohlweg konnte Broca nichts Gutes abgewinnen. Der Durchgang machte ihm Angst. Sibroc fand mit magischer Hilfe heraus, das ein dunkles Amulett den Eingang bewachte. Die Freunde versuchten das Anwesen zu umrunden, um nach einem weiteren Zugang Ausschau zu halten. Das Wenige, das sie erkennen konnten, wies auf die Ruine eines größeren Anwesens hin, in dessen Mitte der Turm stand.

Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie aus der Deckung des Waldes heraus beschossen wurden. Nur knapp verfehlten die Pfeile ihr Ziel. Sibroc glaubte erkannt zu haben aus welchem Baum geschossen wurde. Er teleportierte sich in die Nähe. Broca schlich noch etwas weiter und wollte in einem Bogen auf die Stelle zu gehen. Cyrius verharrte und wartete ab. Das Vorhaben den Drei wurde vereitelt. Die Magier gerieten erneut unter Beschuss, stürzten getroffen zu Boden. Broca disponierte nun um. Er setzte all seine Fähigkeiten ein um unbemerkt zu seinen Freunden zu gelangen. Er verband ihre Wunden, gab ihnen etwas zur Stärkung. Dann zogen sie sich langsam zu den Pferden zurück. Ganz offensichtlich ließ man sie gehen.
Zurück in Dol Amroth erzählten sie ihren Freunden von ihren Entdeckungen. Nun wollten sie gemeinsam mit vereinter Kampfkraft den Schatten auf den Leib rücken.
Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

Zwei Tage sind vergangen seit die Zauberer am Hügel der Schatten eine unangenehme Niederlage einstecken mussten. Sibroc und Cyrius verbrachten ihre Zeit mit magischen Studien bei Fanariel, während ihre Zwillingsschwester Fanaruel ihre Wunden versorgte. Broca genoss die Ruhe in der Krakenwacht und versuchte die Freunde, die ihren Beschäftigungen nachgingen, über das Geschehene zu informieren, um zu beratschlagen, was nun zu tun sei.
Eines Morgens konnte der Hobbit endlich Yusuf den Seemann, Thartalion den jungen Krieger und den wiedergefundenen Gefährten aus Tharbad, den Noldor- Animisten Wino zum Frühstück an einen Tisch bekommen.
Schnell war man übereingekommen, das Versteck der Schatten aus zu heben. Allerdings fehlte es ihnen an Unterstützung. Menelcar war in seinem neuen Leben als zukünftiger adeliger Grundbesitzer unabkömmlich, und die Zauberer leckten noch ihre Wunden. Da fiel ihnen ein Mann, der schon seit einigen Tagen in die Krakenwacht zum Essen kam, an einem der hinteren Tische auf. Sein beeindruckendes Schwert, sein Schild standen an der Wand neben ihm, griffbereit. Eine Handaxt lag neben seinem Teller. Der groß gewachsene kräftige Mann schien die Erfahrung vieler Kämpfe und vielleicht sogar Schlachten in sich zu tragen. Yusuf bat den mürrischen Kerl an ihren Tisch. Kalidor nannte sich der Recke. Er kam mit dem Schiff aus Pelargir auf der Suche nach lukrativen Aufträgen. Bald waren sich die Gefährten und der Krieger einig geworden. Für einen Anteil an der Beute, würde er mit ihnen gehen.
Während die Freunde noch ihr Frühstück verzehrten, torkelte ein alter in Lumpen gehüllter Mann in den Schankraum. Er schwankte auf die Theke zu, bettelte den Wirt um eine Flasche Wein an. Der Besitzer der Krakenwacht schob sie ihm zu und winkte ihn ungeduldig mit harschen Worten zur Tür. Als der Mann hinaus wanken wollte, fiel sein Blick auf die Gefährten und blieb an Brocas Augen hängen. Er fixierte den Hobbit, ging geradewegs auf ihn zu und sprach: „Du bist Broca. Du warst da. Nun höre die Worte und sei gewarnt:

Amulette, zum Dutzend fehlen zwei,
beherrschen die Messer der Nacht.
Dunkle Wolken ziehen herbei
und Nebel weht, wo man sie hingebracht.

Ihr Schild ist der Stein,
ihr Versteck vorm Licht.
Das Dunkel sie niemals bricht,
die Sonne ist ihre Pein.

Dann verstummte der alte Mann, trank unbeholfen einen Schluck aus seiner Flasche und schwankte etwas vor sich hinlallend aus der Schankstube.
Broca war bis in die Tiefen seiner Hobbitseele erschüttert. Die Worte hatte er kaum gehört. Doch er hatte Magie gespürt. Eine Art von Zauber, die er kannte. Sibroc hatten ihm davon erzählt, von der Magie, die den Geist beeinflussen konnte. Die Magie, die Caranguls Hexen angewandt hatten. Die Magie, die Sibroc nun mit Hilfe Fanariels verstehen lernen wollte.
Schnell waren sich die Gefährten darüber im Klaren, das die Worte des alten Mannes eine Warnung und ein Hinweis waren, auf das, was sie auf dem Hügel der Schatten erwarten sollten. Sie begannen mit ihren Vorbereitungen.

Kalidor, Yusuf und Tarthalion gingen einkaufen, einen Turmschild beim Waffenhändler um gegen die Pfeilangriffe der Schatten gewappnet zu sein. Dann zogen sie Erkundigungen im Hafen nach illegalen Warenverkäufen direkt vom Schiff aus ein, denn die Schatten brauchten Vorräte. Sie wollten sich zwischen den Waren verstecken, um so direkt in das alte Jagdanwesen, das den Schatten als Unterschlupf diente, zu gelangen. Ihre Bemühungen blieben erfolglos.
Nun fehlte ihnen noch eine Karte des Anwesens, die sie im Rathaus zu finden hofften. Kalidor sprach mit dem Schreiber Behhrin. Eine kleine Spende von zwei Silbermünzen brachte ihnen Einblick in Karten der Umgebung und des alten schon lange verlassenen Anwesens. Gegen einen weiteren Obolus von zwei Silbermünzen versprach ihnen der Schreiber eine Skizze des Lageplans bis zum Abend.
Während die Kämpfer unterwegs waren, erinnerte sich Broca an die Bibliothek Fanariels. Vielleicht konnte ihr die Zauberin beim Entschlüsseln der Verse helfen. Gemeinsam mit Wino machte er sich auf den Weg.
Und tatsächlich, Fanariel besaß ein uraltes Buch, ein Geschenk von jenem Mann, der die Gefährten heute angesprochen hatte. Er war einst ein begabter Mentalmagier, ein Mentor der Zauberin, bevor er plötzlich und unerwartet der Magie ab schwor und seitdem nicht mehr nüchtern war. Das Buch erzählte von zehn Amuletten aus verdrehtem Metall, die eine dunkle uralte Magie enthielten, die ihre Besitzer langsam aber unaufhaltsam veränderte, zum Bösen wandelte.
Mit diesem Wissen gingen Broca und Wino zurück zur Krakenwacht, wo sie auf ihre Freunde trafen. Gemeinsam planten sie ihr Vorgehen. Gebeugt über die Kartenkopie beschlossen sie das Anwesen weiträumig zu umgehen bis auf Höhe des ehemaligen Schlachthauses. Dort sollte es einen Eingang durch das Abfallrohr geben. Ja das Silber hatte den Schreiber Behhrin gesprächig gemacht. Nun fehlten ihnen nur noch Pferde. Kalidor hatte erfolglos versucht, günstig an Tiere zu gelangen. Broca bat ihren Wirt um Hilfe. Der versprach am nächsten Morgen Pferde für sie bereit zu haben. Und auch Vorräte für sieben Tage. Die Gruppe ging früh zu Bett…

… Bei Sonnenaufgang verließen die Gefährten Dol Amroth Richtung Osten. Zwei Tage würden sie bis zu dem alten Jagdanwesen brauchen, das den Schatten als Unterschlupf diente. Der erste Tag ihrer Reise verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Sie verbrachten die Nacht abseits der Straße, entzündeten in einer Mulde ein kleines Feuer und genossen den Eintopf, den Yusuf zubereitet hatte. Das ungute Gefühl in ihrem Inneren ignorierten die Freunde. Sie waren sich nicht sicher, ob sie nur eine Gruppe illegaler Rauschkrauthändler aufmischen wollten; oder ob vielleicht doch mehr dahinter steckte. Die Macht der Artefakte beunruhigte sie. Wenn es die selbe dunkle Macht war, die Broca und Tarthalion durch ihren Kampf gegen Carangul schon kannten, war ganz Dol Amroth bedroht. Das waren alles Ereignisse von denen Yusuf und Kalidor nichts wussten. Sie begleiteten sie für Gold. Hoffentlich war das genug.
Der Morgen des zweiten Tages brachte einen kühlen trockenen Wind der vom Meer her kam und ihnen in den Rücken fiel. Gegen Mittag verließen die Gefährten die Straße Richtung Süden. Nun würden sie das Gehöft weiträumig umgehen, um ungesehen in die Nähe des alten Schlachthauses zu kommen. Den Turm des Anwesens stets im Blick, wenn der verhüllende Nebel es zuließ, ritten sie entlang der Waldgrenze, bis sie sich ihrem Ziel auf 1000 Schritte genähert hatten. Hier banden sie ihre Pferde an, ließen ihr Gepäck zurück und machten sich bewaffnet auf den Weg.
Broca drang als Erster in den dichten Wald ein, der Gruppe immer gut zwanzig Schritte voraus. Die anderen folgten zu zweit. Zuerst Kalidor und Tarthalion, dann Yusuf und Wino. Schon bald veränderte sich der Wald. Das Unterholz wurde dichter. Die Farben schienen zu verblassen. Die Pflanzen erschienen in einem hellen graugrün. Der Nebel wurde dichter.
Sie waren dem Anwesen schon sehr Nahe gekommen, als Yusuf seine Ungeduld nur noch schwer bezähmen konnte und öfter im Unterholz hängen blieb oder geräuschvoll auf trockene Äste trat. Gezielte Pfeilschüsse ihrer Gegner waren die Reaktion. Ein unbemerktes Eindringen war nun schwerer geworden. Dennoch schafften sie es bis an die steinerne Rückwand des alten Schlachthauses.
Kalidor entdeckte den Abfallschacht, eine schmale lange Öffnung, die kaum Bewegung zuließ. Er schob Broca hinein. Der Hobbit kletterte flink hinauf. Er schaute sich in dem Raum um, der durch difuses Licht aus zwei Fenstern, die zum Inneren des Anwesens hinausgingen, schwach erhellt wurde. Die Einrichtung deutete auf einen Schlachtraum hin. Hier wurde das Wild nach der Jagd gehäutet, ausgeweidet und aufgehängt. Plötzlich ergriff den erfahrenden Hobbit ein unerträgliches Angstgefühl. In Panik ruschte er wieder hinaus durch den Abfallschacht.
Broca wollte sich nicht wieder beruhigen, nicht noch einmal in das Haus hinein. Also krocht der schlanke Seemann Yusuf hinauf, zog seine Waffen an einem Seil nach und Kalidor folgte. Erst als auch Tarthalion und Wino hinauf kletterten, fasste Broca wieder Mut. Er ging der Gruppe nach.
Aber nun ergriff die gesamte Gruppe das unbeschreibliche Angstgefühl. Yusuf war der erste, der die Tür ins Innere des Anwesens auf riss und in geduckter Haltung auf die Holzbrücke hinauslief. Tarthalion und Kalidor drückten sich rechts und links neben die Tür. Einzig der Noldor Wino verspürte keine Angst. Er konnte sogar den Ort entdecken von dem diese dunkle Magie ausging, einen kleinen Zwischenboden, der als Lagerraum genutzt wurde. Mit Hilfe Kalidors gelangte der Animist hinauf. Er entdeckte tatsächlich eins der zehn eisernen Amulette. Wino holte es herunter. Die Gruppe ließ das Artefakt zurück als sie gebückt auf die Holzbrücke hinaus schlichen.
Der Nebel im inneren des Anwesens war nicht so dicht. Sie konnten die anderen Gebäude gut sehen. Die Abenteurer beschlossen in den Turm, den Mittelpunkt der Anlage einzudringen. Als sie am Ende der Brücke angelangten, gerieten sie wieder unter Beschuss. Ein verdeckter Posten hatte sie angegriffen. Einzeln hechteten sie in die Deckung des Turms. Wino traf ein Pfeil in die Schulter. Während Broca die Wunde versorgte, schoss Yusuf ein paar Pfeile in die Richtung des Schützen. Leider ohne Erfolg.

Augenblicke später untersuchte der Hobbit die Tür, konnte allerdings keine Falle entdecken. Das Turmportal ließ sich ohne Probleme öffnen. Das Innere des Turms war Dunkel. Nur wenig Licht drang durch die schmalen kleinen Fenster. Der Noldor orientierte sich. Es schien sich um einen Schlafraum zu handeln, der spärlich mit einem Bett, einem Tisch, zwei Stühlen und einer Kommode eingerichtet war. In der hinteren Ecke befand sich eine Wendeltreppe. Lichtschein drang schwach herab. Vorsichtig schlichen die Gefährten hinauf in den ersten Stock in einen dunklen Lagerraum. Das Licht kam von weiter oben. Tarthalion stand noch am Fuß der Treppe als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Er drehte sich ruckartig, das Schwert in der Hand, um und stand scheinbar drei schattenhaften Gestalten gegenüber, die auf ihn anlegten.
„Lass das Schwert fallen und dir wird nichts passieren“, drang eine dunkle tiefe Stimme bis hinauf in den ersten Stock. „Und ihr kommt herunter, wenn ihr nicht wollt, das euer Gefährte den Kopf verliert“ richtete der Mann das Wort an die anderen. Tarthalion entglitt sein Schwert. Die Schatten fesselt ihm die Hände auf den Rücken, drückten ihn an eine Wand.
„Nun worauf wartet ihr?“ Yusuf und Kalidor waren sich nicht sicher, was sie tun sollten. Broca wollte kein Risiko eingehen. Sie hatten einen seiner Gefährten. Er kam herunter. Auch der Hobbit wurde gefesselt und neben den Krieger gesetzt.
„Meine Geduld ist nun zu Ende“ ertönte die tiefe Stimme erneut. „Wir kommen herauf“. „Lasst uns verhandeln!“ sagte Yusuf bestimmt. „Was bietet ihr uns, wenn wir gehen?“ Kalidor schüttelte den Kopf. „Warum sollten sie uns gehen lassen?“ meinte der Söldner zu dem Seemann. „100 Goldstücke für jeden und ihr verlasst Dol Amroth am siebten Tag, von nun an. Die Schiffspassage wird euch bezahlt.“
Wieder besseres Wissen ließen sich die Gefährten auf den Handel ein. Als sie herunter kamen, waren die Schatten verschwunden, Tarthalion und Broca frei. Und am Ausgang des Anwesens fanden sie tatsächlich eine Truhe mit dem versprochenen Gold.
Kalidor und Tarthalion holten die Pferde. Dann machten sie sich auf den Weg zurück. Nach zwei Tagen kamen die Gefährten wieder in Dol Amroth an.
Doch was sollten sie nun machen? Sie hatten gerade die Familie eines guten Freundes verkauft, der seine Heimatstadt unter diesen Umständen bestimmt nicht verlassen würde. Wie würde es den Zwillingsschwestern ergehen? Die Freunde hatten gesehen, wie grausam die Schatten sein konnten. Und was sollte aus der Weißen Stadt am Meer werden? Die Gruppe kannte die Art der dunklen Magie, die die Schatten verwendete.
Ein Schiff wird in fünf Tagen bereitliegen.Werden die Gefährten Dol Amroth und ihren neuen Freunden den Rücken kehren?

Die Gefährten mussten eine Entscheidung treffen. In fünf Tagen sollten sie Dol Amroth verlassen. Die Passagen auf der Gilwen waren schon gebucht worden. Die Schatten taten alles um die Gruppe loszuwerden. Nun hatte auch Sibroc endlich etwas Zeit gefunden zwischen seinen Studien; und auch Menelcar konnte sich von seinen Pflichten als zukünftiger Anwärter auf die Mitgliedschaft beim Orden der Weißen Ritter befreien.
Schnell war für die meisten klar, das man sich nicht aus der Stadt vertreiben lassen würde, auch wenn der Preis noch so hoch war und sie das Geld bereits erhalten hatten. Kalidor zog sich etwas von der Gruppe zurück, genoss die Annehmlichkeiten des Lebens. Yusuf war durchaus bereit weiterhin seinen Freunden zu helfen. Seine angeknackste Piratenehre, wollte er durch die Rückgabe des Geldes wieder herstellen. Sie einigten sich darauf, diesen Punkt auf später zu verschieben.
Die Gefährten wollten die fünf Tage nutzen um Informationen über ihre Gegner zu sammeln, um herauszufinden, wie weit die Schatten ihre Kreise bereits in der Stadt gezogen hatten. Sie teilten sich auf. Sibroc besuchte die Bibliothek, Menelcar sprach mit Tiranir und seinem Vater, Yusuf, Wino und Tarthalion gingen zum Hafen um mit dem Kapitän der Gilwen zu reden und Broca sprach noch einmal mit Fanariel.
Die Freunde fanden heraus, das die Schiffspassage für sie bereits vor vier Tagen gebucht wurde und zwar vom Hauptmann der Wache Ormon, der auch seiner Zeit den Attentäter Joraal aus dem Gefängnis entlassen hatte. Auch Tiranir bestätigte, das Ormon offensichtlich schon länger bestechlich war. Ormon nahm auch die Pflanzenlieferungen für die Schatten entgegen mit denen sie das Rauschkraut verschnitten.
Nun suchten die Gefährten nach Vorgus, dem alten Magier, der ihnen schon einmal wertvolle Hinweise gegeben hatte. Die Suche gestaltete sich schwierig, denn der seit Jahren ewig Betrunkene hatte keinen festen Wohnsitz. Seine Heimat waren die Straßen und Wirtshäuser der Torstadt und des neuen Hafens. Erschwerend kam hinzu, das die Schatten die Gruppe ständig beobachteten. Die Freunde fanden Vorgus schlafend in einer Seitengasse neben einer haradrischen Opiumhöhle. Um ihre Verfolger abzuschütteln betrat die Gruppe das gastliche Haus. Sie baten den Wirt darum, den betrunkenen Mann aus der Gasse hinter seinem Haus hereinzuholen.
Das Gespräch zwischen dem Magier und den Gefährten war geprägt von Misstrauen und Angst. Doch Vorgus wurde mitteilsamer als er die Gruppe mit seinen magischen Fähigkeiten untersucht hatte. Er erzählte ihnen von den Amuletten. Den Freunden wurde schnell klar, das sich hinten ihnen die selbe uralte dunkle Magie verbarg, die auch Carangul beeinflusst hatte. Und er sprach von einem Rucksack, der unter seinen Sachen war, die er vor Zeiten Fanariel überlassen hatte, der die Magie der Amulette bannen könnte. Mehr war er nicht bereit für die Gruppe zu tun.
Doch wie sollte man nun weiter vorgehen. Man hatte die Mittel in der Hand, doch fehlte noch internes Wissen über die Hügel der Schatten. Die Gefährten beschlossen noch einmal mit Joraal zu reden. Vielleicht konnten sie noch etwas aus ihm herausbekommen.
Nach dem sie sich ihrer Verfolger entledigt hatten, passten die Freunde Joraal vor dem Blinden Passagier in der Torstadt ab. Tatsächlich war er bereit ihnen zu helfen. Die Schatten hatten sich unter ihrem Anführen Gontran und seiner rechten Hand Balthrod in Dol Amroths Unterwelt gedrängt und mit brutaler Gewalt die Messer der Nacht unter ihre Kontrolle gebracht. Sie hatten es sogar geschafft einige zu ihrer dunklen Bruderschaft zu bekehren. Joraal wollte sie gerne wieder loswerden. Nur eine Bedingung stellte er: die Messer der Nacht durften nicht behelligt werden und Gontran und Balthrod sollten sterben. Die Gruppe erklärte sich einverstanden. Er hielt ihnen dafür hier in der Stadt den Rücken frei, unterband sogar die Nachrichtenwege der Schatten zum Hügel. Joraal erklärte ihnen den Aufbau des Verstecks der Schatten. Der Turm im Zentrum war der Sitz des Anführers und seines Stellvertreters. Die Ruinen der alten Stallungen waren zu einer düsteren Kultstätte gemacht worden. Er beschrieb ihnen auch die Lage der Amulette. Joraal riet ihnen noch die Hügel von Norden zu betreten. Der Zugang würde von höchstens vier Schatten bewacht werden. Nun stand einem weiteren Besuch des Hügels der Schatten nichts mehr im Wege.
Die Gefährten holten ihre Sachen aus der Krakenwacht und Vorgus Rucksack von Fanariel. Dann verließen sie mit Joraals Hilfe nach Einbruch der Dunkelheit unbemerkt die Stadt…

…Nach zwei Tagen hatten die Gefährten den nördlichen Zugang der Hügel der Schatten erreicht. Der dichte düstere Nebel waberte noch immer um die Gebäude des alten Jagdanwesens. Die Freunde warteten auf den beginnenden Tag. Als die Sonne zaghaft über die Hügel kroch, sprach Sibroc einen Zauber, den er von Fanariel erhalten hatte, über die Gruppe aus. Sie würden in den nächsten Stunden keine Angst vor den unheimlichen Dingen innerhalb des Nebels haben, die Amulette hatten keinen Einfluss auf sie. Voller Zuversicht schlichen sie sich an den Wachtposten an. Der Zauberer erhob sich in die Luft. Kurz bevor sie die Wachen erreichten, stolperte Wino. Der Lärm schreckte die Gegner auf. Aber die Gefährten waren schon in ihrer Nähe. Nach kurzem heftigen Kampf lagen die drei Schatten tot am Boden.
Der Weg ins Innere stand ihnen nun offen. Er führte über eine Holzbrücke direkt zum zweistöckigen Turm in der Mitte des Anwesens. Der Nebel hier im Inneren war schwächer, die Sicht ausreichend. Licht drang durch die Schießscharten des Turms. Als die Freunde den Turm erreichten, wurden sie von zwei Schatten gesehen, die gerade die Unterkünfte verließen. Sie nahmen sie sofort unter Beschuss. Broca traf den einen mit der Schleuder direkt im Nacken, streckte ihn nieder. Yusufs Messer, blitzschnell geworfen, steckte in der Kehle des zweiten. Wieder war keine Warnung erfolgt. Die Gruppe blieb weiterhin unbemerkt.
Nun drangen die Freunde in den Turm ein. Sibroc flog in den zweiten Stock, während die anderen die Tür des Turms öffneten. Im Erdgeschoss überraschten sie zwei Männer, die schnell tot am Boden liegen blieben. Dann folgten die Gefährten der Wendeltreppe hinauf in den ersten Stock. Ihr Eindringen war nicht unbemerkt geblieben. Ein Schatten im zweiten Stock ergriff zwei Glaskugeln. Sibroc erkannte die Gefahr. Eine Sekunde des Nachdenkens, dann ein Murmeln und ein Feuerstrahl schoss aus der Hand des Zauberers in den Rücken des Schatten. Brennend ging der Gegner zu Boden. Im Fallen zerbarsten die Glaskugeln und setzten grelle Lichtblitze frei. Sibroc kletterte nun über die Dachluke in den Turm. Raschen Schrittes lief er die Treppe hinunter. Vor dem Eingang zum ersten Stock traf er auf seine Freunde.
Das Zimmer, offensichtlich eine Wohnkammer, war nur schwach durch eine Laterne auf dem Tisch in der Mitte des Raumes und eine Kerze auf dem Schreibpult erleuchtet. Die Schatten in den Ecken schienen sich zu bewegen. Und tatsächlich. Gerade als Sibroc das Zimmer mit einem Lichtstrahl erhellen wollte, schoss ein Schatten durch den Raum. Bevor noch jemand etwas unternehmen konnte, hatte der Zauberer einen Dolch im Rücken. Lebensgefährlich verletzt, brach der Magier zusammen.
Während die anderen Sibroc sofort umstanden, um ihn zu schützen, begann Wino damit, die Wunde zu untersuchen. Der junge Noldor stoppte die Blutung, verband die Wunde und gab dem Zauberer seine Lebensenergie zurück. Kostbare Minuten verrannen. Sibroc schien die Augen nicht mehr aufschlagen zu wollen. Doch dann kam er zurück unter die Lebenden.
Die Freunde durchsuchten rasch den Turm und fanden zwei der Amulette, die rasch im Rucksack verstaut waren. Dann machten sie sich auf den Weg zum Allerheiligsten, dem Kultplatz der Schatten. Raschen Schrittes liefen sie über die Brücke zu den Schlafräumen, in denen niemand war. Nun konnten sie einen ersten Blick auf die im tiefen Nebel verborgene Kultstätte werfen. Sibroc warf drei Glaskugeln hinunter. Lichtblitze zerrissen die Nebelschwaden.
Drei Männer hielten Amulette über dem Kopf, summten und bewegten sich im Rhythmus einer unbekannten Melodie. Die Freunde schossen auf die Schatten, als plötzlich einer unter ihnen erschien, der Meister des Ordens selbst, Gontran. Mit Glück und Mut konnten ihn die Gefährten töten. Die Schatten waren vernichtet. Die Gruppe sammelte die letzten Amulette ein. Dann verließen sie den dunklen Ort.
Am späten Nachmittag traten die Gefährten hinaus in das Sonnenlicht. Sie schütteten die Amulette auf den Boden, wo sie augenblicklich unter den Strahlen des Tageslichtes vergingen. Zurück blieben nur ein paar Eisenklumpen. Der Nebel verzog sich. Die Tiere kehrten zurück in die Wälder, die das Anwesen umgaben.
Dreimal waren die Freunde an diesen Ort gekommen. Zweimal hatte man ihnen eine empfindliche Niederlage beigebracht. Nun waren sie siegreich. Den Weg nach Dol Amroth legten sie unbeschwert, frei und glücklich zurück.