Die Gefährten Sibroc, Ogtaba, Tarthalion, Menelcar und Broca haben einen ruhigen milden Winter in Cairg- Faergus verbracht. Ogtaba verbrachte viel Zeit bei seinem Volk, den Wasa, im Eryn Vorn. Er hat seine orkische Seite größtenteils abgelegt.
Im Frühjahr 3013 DZ gingen die Freunde gemeinsam mit dem dunländischen Gaukler Rowan an Bord der „Wellenspringer“. In gut zwei Wochen würden sie in Dol Amroth sein, Menelcars Heimat, die er vor über drei Jahren verlassen hatte auf der bisher erfolglosen Suche nach einem Verwandten. Bei ruhiger See war die Reise angenehm. Menelcar erzählten ihnen von der weißen Stadt am Meer, die im Jahr 830 DZ von Dunedain an der Stelle eines elbischen Signalturmes errichtet wurde. Heute wird sie von Fürst Imrahil regiert, der gemeinsam mit Pelargir die Marinestreitkräfte Gondors koordiniert, in einer Zeit in der die Piratenübergriffe aus Umbar zu einem immer größeren Problem werden. Er erzählte ihnen auch von seiner Familie, seinem Vater, der als Verwalter der Familie Grallau auf Haus Ranoran arbeitet. Und von Tiranir, einst Soldat im Dienste Gondors nun Waffenmeister der Grallaus, der sein Ausbilder war.
Auch der gerade einmal zwanzig Sommer zählende Rowan trägt durch seine Gaukeleien, Geschichten und Taschenspielertricks zur Abwechslung bei. Er träumt davon in Dol Amroth genug Geld verdienen zu können, um im Spätsommer weiter nach Umbar reisen zu können zum größten Gauklertreffen Mittelerdes. Unmut erzeugte sein Wunsch bei vielen der Seeleute, wie auch bei Tarthalion und Menelcar, leben doch in Umbar und seinen Ländereien die Feinde Gondors. Was kann es dort schon geben außer Staub und Sternen. Doch Rowan lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Es kann dort so schlimm nicht sein. Außerdem kommen auch wieder ruhigere Zeiten.
Nach 18 Tagen kommt Dol Amroth in Sicht. Die prächtige Burg thront hoch über der Stadt auf einem Felsen an den geschmiegt die Häuser liegen. Die großen Schwanenschiffe lagen im Hafen. Unzählige Lichter erleuchteten die weiße Stadt mit Einbruch der Dunkelheit als die Wellenspringer am Pier im Handelshafen anlegte.
Auf Empfehlung des Käpitäns Cadwallon nahm die Gruppe für diese Nacht Quartier im Gasthaus „Zur Krakenwacht“ direkt am Hafen. Am nächsten Morgen wollten sie die wenigen Kilometer zum Haus Ranoran etwas außerhalb Dol Amroths zurücklegen.
Um diese Zeit hatten sich schon viele Gäste in der Krakenwacht eingefunden. Nachdem die Freunde ein Zimmer gemietet hatten, wendeten sie sich den leiblichen Genüssen zu. Während des Essens unterhielt Rowan die Gäste mit seinen Darbietungen.
„Menelcar?“ drang eine Stimme laut und deutlich an des Kriegers Ohr. „Tatsächlich, du bist es wirklich, mein Junge“, hörten die Freunde einen alten Mann sprechen. Menelcar sprang von seinem Stuhl auf. „Tiranir“, rief er und umarmte seinen alten Lehrer. „Komm, setzte dich zu uns“, der Krieger schob den Waffenmeister auf einen freien Stuhl. „Wirt, noch ein Glas“, dröhnte seine Stimme durch den Raum. „Was machst Du hier? Wie geht es Vater und Mutter? Komm erzähle“, sprudelte es aus Menelcar hervor.
Auch Tiranir freute sich den Sohn seines Freundes wieder zusehen. Aber die Neuigkeiten, von denen er berichtete, waren keine Guten. „Kurz nachdem Du aufgebrochen bist, haben Piraten, dieses Pack aus Umbar, Haus Ranoran überfallen und geplündert. Viele gute Menschen haben dabei ihr Leben gelassen. Die Familie Grallau wurde gemeuchelt. Deine Mutter und auch meine Frau starben. Seit dem leben wir hier in der Altstadt. Dein Vater hat einen kleinen Laden aufgemacht. Dank seiner guten Kontakte zu den Seeleuten verkauft er viele exotische Dinge um seine Familie zu ernähren.“ Menelcar reagierte bestürzt und voller Zorn auf diese Nachrichten. Während er drei Jahre vergeblich nach seinem Verwandten suchte, war seine Mutter gestorben, sein Vater zu einem Krämer geworden. „Bring mich zu ihm. Gleich!“ forderte er von Tiranir. „Beruhige dich. Das alles liegt schon lange zurück. Deiner Familie geht es gut“, entgegnete der Waffenmeister. „Ich habe noch eine Besorgung für die morgige Mannbarkeitsfeier meines Sohnes zu machen. In einer Stunde bin ich wieder da. Dann bringe ich dich zu deinem Vater“, versprach Tiranir und ging. Verwirrt blieben Menelcar und seine Freunde zurück.

Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, als ein Mark erschütternder Schrei von der Straße herein drang. „Tiranir!“, rief Menelcar und sprang auf. Seine Gefährten taten es ihm gleich. Alle stürmten aus dem Gasthaus…

… ein grausiger Anblick erwartete die Freunde im schwachen Licht des Mondes und der umgebenden Beleuchtung. Tiranir brach vor ihren Augen zusammen. Ein Schatten löste sich von dem Waffenmeister und verschwand in einem alten Lagerhaus. Menelcar kniete sich neben seinen Lehrer, der aus einer tiefen Schnittwunde am Hals blutete. Aus seiner röchelnden Kehle drangen leise, kaum hörbar die Worte: „Haus Ranoran“. Während die anderen den Täter verfolgten, kümmerte sich Ogtaba um Tiranir, stabilisierte ihn mit der Hilfe seiner Magie. Die herbeigeeilte Stadtwache brachte den Verwundeten in ein Zimmer im Gasthaus. Menelcar begleitete zunächst seinen Lehrer.
Die Gefährten öffneten eine Tür zum alten Lagerhaus. Im schwachen Licht der Nacht konnten sie wage das Innere wahrnehmen. Ein schmaler Gang führte um ein großes Loch im Boden herum. Es roch nach etwas feuchtem und fauligem. Ein paar gemurmelte Worte von Sibroc brachten Licht auf den Kopf seines Stabes. Kurz darauf kam auch schon Menelcar mit ein paar Fackeln im Gepäck. Offensichtlich wurde hier einst Korn gelagert, das über einen Radmechanismus in die Tiefe und auch wieder hinauf befördert werden konnte. Das Lagerhaus hatte keinen weiteren Ausgang. Also kletterte die Gruppe hinab.
Nach langem Suchen fand Broca hinter einem großen Transportkorb einen kleinen sehr schmalen Gang, der tiefer unter das Lagerhaus führte. Frische kaum verwischte Fußspuren zeigten ihnen den Weg, den der Mörder genommen hatte. Ohne weiter zu zögern folgten ihm die Gefährten in unbekannte Tiefen.
Die beiden Kämpfer Tarthalion und Menelcar kamen in der Enge gar nicht zurecht. In Panik versuchten sie zu fliehen. Erst die beruhigenden Worte des Schamanen retteten die Situation. Nach ein paar quälend langen Minuten erreichten sie endlich einen Raum, in dem sie stehen konnten. Die Gruppe wurde allerdings sofort von einem Skelett angegriffen. Die Angst, die Tarthalion zuvor im Gang gepackt hatte, löste sich nun vollständig. Er hieb auf seinen Gegner ein. Ein Schlag und das Skelett fiel in sich zusammen, denn es wurde lediglich von Drähten gehalten. Ein Schmunzeln legte sich auf die Gesichter der Freunde.
Eine verschlossene Tür auf der anderen Seite des Raumes führte, nach dem sie gewaltsam aufgebrochen wurde, in einen schon lange nicht mehr benutzten Wachraum. Das schien auch auf den übrigen Komplex zu zutreffen. Eine weitere Tür führte in einen großen leeren Raum. Nur in der Mitte lag ein einzelner Edelstein. Broca fand Spuren im Staub auf dem Boden die in östlicher Richtung führten. So gelangte die Gruppe in einen Übungsraum, in dem sie ein paar Kurzschwerter und Kampfstäbe fand. Dann verschwanden die Spuren.
Nun begannen die Gefährten die anderen Räume des Versteckes komplett zu durchsuchen. Sie stießen auf einen Schlafraum, der zwar auch schon lange nicht mehr genutzt wurde, aber ein Bett war ordentlich gemacht, schien immer noch in Gebrauch zu sein. Hier schien der Mörder seine Heimstatt zu haben. Von ihm selbst fehlte weiterhin jede Spur.
Am Ende des Komplexes stießen die Freunde auf eine solide Holztür mit Eisenbeschlägen. Natürlich verschlossen und magisch durch ein Rätsel gesichert:

Beute und Jäger zugleich in ewigem Spiel
Die Katze hetzt, erreicht nie ihr Ziel.
In diesem unendlichen Streit
Wird die Beute ewig sein zu weit.

Die Gruppe zerbrach sich den Kopf, konnte aber nicht auf die Lösung kommen. Währenddessen vertrieben sich Menelcar, Tarthalion und Broca die Zeit mit der Suche nach Schätzen und anderen Dingen, die man zu Geld machen konnte.
Plötzlich zerriss eine Explosion die Stille der unterirdischen Räume…

…Sibroc und Ogtaba liefen zurück. Im großen Raum nach dem Eingang hatte es eine Explosion gegeben. Tarthalion lag nahe der Mitte, hatte also versucht den Rubin aufzuheben und damit die Falle ausgelöst. An den beiden Eingängen lagen Broca und Menelcar, den Valar sei Dank nur mit leichten Verbrennungen. Ihre Wunden waren schnell versorgt. Auch Tarthalions Verbrennungen konnte Ogtaba weitestgehend heilen.
In einem bisher unerforschten kleineren Raum stießen die Gefährten auf die reich gefüllte Schatzkammer. Keiner traute sich so recht hinein. Denn auch hier vermuteten die Freunde eine Falle. Wie sich herausstellte zu Recht. Als Ogtaba die Reichtümer berührte, verschwanden die Schätze. Sie waren einer Illusion zum Opfer gefallen. Die Stimmung war am Tiefpunkt. Der Attentäter schien spurlos verschwunden, wenig Brauchbares hatten sie gefunden und der weitere Weg war ihnen durch ein schier unlösbares Rätsel versperrt.
„Die Katze, die ihren eigenen Schwanz jagt“ ließ sich Brocas Stimme laut und deutlich vernehmen. Die anderen starrten den Hobbit an. „Das ist die Lösung des Rätsels“, gab Broca zur Antwort. Sofort lief die Gruppe wieder zur Tür, die sich tatsächlich auf das Losungswort hin öffnete. Dahinter lag ein Gang, der an einer alten brüchigen Hängebrücke, die einen kleinen Fluss überspannte, endete.
Wie sollten sie hinüber gelangen? Sibroc hatte eine Idee. Er nahm das Ende eines Seils, murmelte ein paar Worte und übersprang den Fluss. Die Freunde konnten sich nun beim vorsichtigen Überqueren der Brücke am Seil festhalten.
Auf der anderen Seite folgten sie einem Gang, der vor einer weiteren verschlossenen Tür endete. Zwei weitere Türen standen einen Spalt offen. Die eine führte in einen großen, ehemals pompös eingerichteten Raum, der ganz offensichtlich einst vom Herrn über diese unterirdische Heimstatt bewohnt wurde. Während Ogtaba den Raum durchsuchte, öffnete Tarthalion die andere Tür und gelangte in die echte Schatzkammer. Doch auch hier war der Attentäter nicht zu finden. Er konnte also nur die verschlossene Tür zur Flucht genutzt haben.
Während Broca seine Fingerfertigkeit zunächst erfolglos am Schloss der Tür ausprobierte, drang plötzlich Kampfeslärm aus der Schatzkammer. Ein Schatten huschte hinaus auf den Flur. Er floh Richtung Brücke, konnte aber dort von Ogtabas Wolf gestellt werden, der seinem Freund gefolgt war.
Unterdessen kämpfte Tarthalion noch immer mit dem Wächter, einer lebenden Vollrüstung, in der Schatzkammer. Als die Gruppe endlich den Schatten überwältigt, gefesselt und im Raum aufs Bett geworfen hatte, kam auch der junge Krieger mit einem grimmigen Lächeln im Gesicht hinzu.
Die Gefährten bekamen kein Wort aus dem Attentäter heraus. Er schwieg beharrlich, auch unter der Androhung von Gewalt. Also beschloss die Gruppe ihn der Stadtwache auszuliefern. Da sie nicht den ganzen Weg über die Brücke und den schmalen Eingang mit ihrem Gefangenen noch einmal zurücklegen wollten, versuchte Broca sich nochmals an der Tür. Diesmal mit Erfolg.
Doch bevor die Freunde aufbrechen konnten, spuckte der Schatten etwas in den Raum und ein Nebel breitete sich rasch aus, den der Attentäter zur Flucht nutzte. Schnell lief er in Richtung Fluss. Er sprang hinein. Doch Sibroc hob den Flüchtigen nach ein paar gemurmelten Worten in die Luft. Der erneuten Gefangennahme konnte der Schatten sich nicht mehr entziehen.

Die Gefährten trugen ihn durch die nun geöffnete Tür aus dem unterirdischen Gewölbe heraus. Sie gelangten in eine große Halle, in der in einigen Boxen Pferde standen. Während sie dem Besitzer noch erklärten wie sie hierher kamen, war die Stadtwache schon herbeigeeilt, der sie den Attentäter übergaben.
Die wenigen noch verbleibenden Stunden der Nacht wollten die Gefährten in ihrer Unterkunft verbringen. Menelcar kümmerte sich noch um seinen bewusstlosen Freund und Lehrer. Am nächsten Morgen würde ein Besuch bei seinem Vater vielleicht etwas Licht ins Dunkle bringen. Und auch die Stadtwache sollte dem Attentäter Informationen entlocken können. Was hatte Tiranir gesagt, bevor er ohnmächtig wurde? „Haus Ranoran“, ja genau. Doch was hatte es mit dem alten Landgut auf sich? Was wußte sein Lehrer, das diesen Mordversuch provoziert hatte? Die Gefährten würden es herausfinden. Morgen, nach ein paar Stunden Schlaf.

Der nächste Morgen brachte für die Freunde ein paar Überraschungen, aber auch Hilfe und Informationen.
Nach dem Frühstück erklärte Ogtaba seinen Gefährten, das er sie verlassen wolle. Seit dem er den letzten Winter bei seinem Volk verbracht hatte, schätzte er die Einsamkeit. Er wolle sich auf die Suche nach den Wasa machen. Den Resten ihrer Kultur nachspüren. Und vielleicht mit ihnen leben. Ein paar Tagesreisen von Dol Amroth entfernt, soll es eine alte Siedlung geben. Dort wolle er anfangen. Er verabschiedete sich von seinen Freunden und ging.
Fanaruel kam die Treppe hinunter in den Schankraum. Die Wache hatte sie, die beste Heilerin der Stadt, noch in der Nacht gerufen. Seither hatte sie schon zweimal nach Tiranir gesehen. Bei ihr war ein hochgewachsener Mann, ein Elb, ein Noldor gar dem Anschein nach. Fanaruel ging auf den Tisch zu: „Menelcar, darf ich Euch meinen Meister vorstellen: Elduho. Er kommt von weit her, um seine Schülerin zu besuchen.“
„Seid gegrüßt, Elduho,“ erwiderte Menelcar. „Setzt Euch zu uns. Esst etwas mit. Und ihr natürlich auch Fanaruel.“
Die beiden setzten sich. Schon bald war die Gruppe ins Gespräch vertieft, als die Tür der „Krakenwacht“ geöffnet wurde und ein alter Bekannter über die Schwelle trat. Galadhil setzte sich zu seinen Gefährten. Er erzählte wie er seine Schwester gefunden hatte, sie und den Rest seiner Sippe ins Hohe Haus brachte, wo sie von nun an lebten und er sich auf den Weg nach Südgondor machte, um weitere Familienmitglieder zu finden und nach Hause zu holen. Als er hörte, das ihr in der Stadt wärt, hatte er sich sofort auf den Weg zum Hafen gemacht.
So ging ein guter Teil des Vormittags dahin. Als die Gruppe nun aufbrechen wollte, um Menelcars Vater zu besuchen, entdeckte Elduho einen sehr alten Bekannten, der mit zwei Fremden an einem Tisch im hinteren Teil des Schankraumes saß. Es war Araw Alanakin ohne Zweifel, doch er müsste eigentlich tot sein. Der Noldor durchmaß schnellen Schrittes den Raum und begrüßte seinen Freund. Die Gefährten schauten etwas verdutzt. Dann winkte sie Elduho auch schon heran. Im Näherkommen betrachten sie die drei Fremden. Der Eine mit dem Elb im Gespräch war groß, trug einfache Lederkleidung und einen langen Mantel. Er schien schon Älter zu sein. Er war bewaffnet mit Schwert und Dolch. Die beiden anderen trugen keine Waffen. Der Jüngere von beiden, etwa Mitte Vierzig, 1,73 m groß hatte rotblondes kurzes Haar, eine große Nase und blaue Augen. Er trug einfache Reisekleidung und einen dunklen Umhang. Elduho stellten ihn als Rilja vor. Er musste ein Gelehrter, vielleicht ein Zauberer sein. Der andere hieß Manar, war erheblich älter, vielleicht Mitte Sechzig, 1,79 m groß, mit nackenlangem blond gewelltem Haar und ordentlich gestutztem Vollbart. Er trug Gläser auf den Augen. Auch er wirkte in seiner Art wie ein Gelehrter oder gar ein Magier.
„Ich glaube wir wissen, wer für den Angriff auf euren Freund verantwortlich ist,“ sagte Rilja zu den Freunden. „Es ist ein Mann namens Lain. Er stammt aus dem kleinen Ort Moor und hat eine kleine Bande von Räubern und Dieben um sich gescharrt. Der Attentäter dürfte einer von ihnen gewesen sein.“ „Wir haben Lain bis hierher verfolgt“, mischt sich Manar in das Gespräch ein. Mit sonorer Stimme fährt er fort: „In Dol Amroth verliert sich seine Spur. Nun haben wir die Bestätigung, das er hier ist. Wir möchten euch um Hilfe bitten. Lain hat zwei Bücher gestohlen. Das eine nicht mehr als eine Ledermappe mit losen Blättern darin. Das andere gebunden in kupferfarbene Seide mit einem Symbol darauf. Zwei Schlangen, die sich gegenseitig in den Schwanz beißen. Bitte beschafft uns diese Bücher wieder.“

Die Gefährten lebten nun schon seit einigen Wochen in Dol Amroth. Zwei Menschen hatten sich ihnen angeschlossen: der Dorwinadan Cyrus, ein Magier, den Elduho ausgebildet hatte und der Corsar Jussuf, der nach einem Streit mit seinem Kapitän in Dol Amroth fest saß.
Ihr letzter Auftrag hatte den Freunden viel Gold eingebracht, sowohl von den Herren Manar und Rilja, die sie auf die Suche nach zwei Büchern geschickt hatten, als auch vom herrschenden Fürsten, der sich so für die Säuberung des Hauses Ranoran bedankte. Dennoch dachten sie nicht gern an dieses düstere Kapitel ihres gemeinsamen Abenteuerlebens.
Als sie in die Nähe des Hauses Ranoran, das alte Landgut der Familie Grallau, gekommen waren, umfing eine undurchdringliche Düsternis das Haus, die sich auszubreiten schien. Man konnte lediglich ein paar Meter weit schauen. Und sie wurden erwartet. Ein Werwolf, ein Ungetüm aus uralten Zeiten, bewachte den auf Weghöhe liegenden Eingang zum Gebäude, das direkt an die Felsen zum Meer hinab gebaut ist. Elduho, der uralte mächtige Noldormagier, versuchte das Untier mit kraftvollen Worten in einer den anderen unbekannten Sprache zu bannen, ohne nennenswerten Erfolg. Die Kämpfer nahmen all ihren Mut zusammen und gingen die Bestie gemeinsam an. Ihre Waffen schienen kaum zu treffen. Doch mit der Zeit nahm auch der Werwolf Schaden. Aber er wehrte sich. Die Gruppe kam in Bedrängnis. Elduho hatte sich zurückgezogen. Doch nur um kurz darauf mit einem mächtigen Feuerball die unselige Kreatur zu verbrennen.
Schnell zogen die Gefährten unter Menelcars Führung, der einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend auf Haus Ranoran verbracht hatte, tiefer in das Gebäude hinab. Auch hier lag die unheimliche Dunkelheit in vielen Ecken und schien die Treppen regelrecht zu fressen. Aber es war kein Nebel, keine Dunkelheit, da war gar nichts. Das Nichts schien sich des Hauses zu bemächtigen. Angst begann in die Herzen der Freunde zu kriechen. Ein Fehltritt auf den unzähligen Treppen konnte das Ende bedeuten. Das Nichts war zum Greifen nah. Doch trotz aller Vorsicht stürzten einige an den Treppen. Sie schienen sich vor den Augen der anderen in Nichts aufzulösen. Doch die Gruppe hatte sich an den gefährlichen Stellen angeseilt. Schnell wurden die Freunde herausgezogen. Keiner redete über das, was in ihnen vorgegangen war, während sie sekundenlang verschwunden waren.
Im großen Festsaal stießen die Gefährten auf eine neue Bedrohung. Ein metallisch blaue Spinne hockte in einer Ecke des Raumes. Sie schien sich zu bewegen, blieb aber doch auf der Stelle, verbunden mit dem Nichts aus dem sie gekommen war. Doch war es nicht eine Kreatur, sondern viele, die die Spinne bildeten. Ein starkes Summen ging von ihnen aus. Vor den Augen der Freunde nahm die Viele die Gestalt eines Skorpions an. In Erinnerung an den Werwolf umging die Gruppe die Bestie und drang in die privaten Räume der ehemaligen Besitzer vor.
Im alten Dienerzimmer konnten die Gefährten mehrere Stimmen ausmachen. Sie blockierten die Tür mit einem Stuhl. Weiter den langen Gang entlang laufend, nahmen sie im letzten Raum vor den privaten Wohnzimmern ein Schnarchen war. Auch hier wurde der Eingang versperrt.
Nun standen die Freunde vor den privaten Wohnräumen. Ein Gemurmel in einer fremden Sprache drang an ihre Ohren. Als sie die Tür vorsichtig öffneten, blieben sie erstaunt stehen. Der Raum war leer. Lediglich in der Mitte stand ein Lesepult an dem der Mann stand, den sie suchten: Lian, der Dieb und offensichtlich ein Hexenmeister. Er las in einem Buch, fast ganz umgeben vom Nichts, das langsam näher rückte. Mit der rechten Hand nahm er ab und an ein Blatt von einem Stapel der direkt neben dem Buch auf dem Pult lag, und warf es ins Nichts. Kurz flammten Bilder auf: eine Räuberbande auf einer Waldlichtung, eine Frau die durch die Hand Lians starb.

Als die Gruppe ihn ansprach, blickte er kurz auf, las dann aber um so schneller weiter. Sie versuchten Lian aus dem Zimmer zu holen. Doch er klammerte sich an dem Lesepult fest. So griffen die Freunde die Bücher, versuchten dann schnell den Raum zu verlassen. An der Tür blickten sie sich noch einmal um. Das Nichts war auf dem Rückzug. Doch nahm es Lian mit sich.
Die Gruppe rannte hinunter zum Meer, stieg in das bereitliegende Boot der Familie Grallau und segelte zurück nach Dol Amroth. Die Düsternis um das Haus Ranoran zog sich langsam zurück.
In der Stadt suchten sie sofort ihre Auftraggeber in der Krakenwacht auf. Sie wollten Antworten. Sie wollten wissen, wogegen sie gekämpft hatten. Sie wollten wissen, was das Nichts war, das sie beinahe alle verschlungen hatte. Doch Manar und Rilja blieben ihnen die Antwort schuldig. Sie bestanden auf der Abmachung und legten die 100 Goldstücke auf den Tisch. Als Menelcar die Bücher nicht übergeben wollte, griff Elduho ein und schob den beiden ihr Eigentum über den Tisch.
Die beiden Herren verschwanden.
Am nächsten Tag ritt Menelcar mit Teilen der Stadtwache zum Gut um nach dem rechten zu sehen. Die Zerstörungen waren zwar noch sichtbar. Aber das Nichts hatte sich komplett zurückgezogen. Das Landgut war verlassen. Der junge Krieger meldete danach beim Fürsten seinen Anspruch auf Haus Ranoran an. Nun wartet er mit seinen Gefährten auf eine Antwort des Fürsten, der zur Zeit in Minas Tirith weilt.